Seit wir keine Kühe mehr haben, holen wir unsere Milch bei unserem Nachbarn, dem letzten Milchbauern in Sümmern.
Mit zwei Kannen bewaffnet laufen wir dafür jeden zweiten Tag ca. 700m hin und zurück, sind also nach ungefähr 10 Minuten wieder zuhause.

Dieser Weg bekommt eine ganz besondere Qualität, wenn wir unsere Ponies Moonraker und Miss Moneypenny mitnehmen, denn die beiden sind nicht nur in einem ausgesprochen gemütlichen Tempo unterwegs, sondern sie haben überall irgend etwas zu gucken: Die großen Pferde auf dem Trail, eine Pfütze auf der Straße, ein liegen gebliebener Pferdeäppelhaufen, der Garten vom Nachbarn usw. Und wenn sie gerade mal nicht gucken, finden sie vor allem überall etwas zu fressen: Gras und Kräuter am Wegrand oder Blätter von niedrigen Zweigen.

So wird aus „Milch holen gehen“ plötzlich „Spazieren stehen“ und unsere Geduld ganz schön auf die Probe gestellt. Wir haben es – allein schon aus Gewohnheit -eilig und versuchen genervt, die Angelegenheit irgendwie zu beschleunigen.

ABER: Gelingt es uns, zu entschleunigen und uns auf die Situation einzulassen, die Welt für kurze Zeit wie ein neugieriges und immer hungriges junges Ponys zu sehen, wird der Weg zum Ziel und das Milch holen zur Auszeit. Tief durchatmen, die Umgebung wahrnehmen, sehen, hören, riechen, fühlen und sich daran erinnern, dass es immer ein Hier und Jetzt gibt, das darauf wartet, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen, weil es uns so gut tut.

Und so kommen wir nach einer guten halben Stunde lächelnd und entspannt zurück, bringen die Ponies auf ihre Weide, die Milch in den Kühlschrank und tauchen irgendwie gestärkt wieder ein in unseren Alltag.

Danke, liebe Pferde, dass ihr uns immer wieder und unermüdlich abholt und einladet zu einem gemeinsamen Kurztrip ins Hier und Jetzt!